2. Mundartwettbewerb in den Schulen 2011

Preisverleihung beim Mundartfest in VS-Villingen
 
Bei dem von den beiden Mundartvereinen „Muettersproch-Gsellschaft e.V.“ und „schwäbische mund.art e.V.“ mit 3.000 Euro Preisgeld ausgelobten 2. Mundartwettbewerb für Schulen in Baden-Württemberg sind von der Jury des Arbeitskreises „Mundart in der Schule“ die Preisträger ermittelt worden. Sie wurden bei einem „Mundartfest“ an den St. Ursula Schulen in VS-Villingen am Samstag, 9. Juli 2011 mit ihren preisgekrönten Arbeiten vorgestellt und vom Vorsitzenden des Fördervereins „Schwäbischer Dialekt e.V.“, Herrn Staatssekretär a.D. Hubert Wicker, geehrt.

Mundartautor und Sebastian-Blau-Preisträger Hanno Kluge, der Vorsitzende der Jury, sah die Wettbewerbsbeiträge als „Beweis dafür, welcher Stellenwert der Auseinandersetzung mit dem heimischen Dialekt an vielen Schulen im Land Baden-Württemberg beigemessen wird. Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung die Schüler und Schülerinnen bei der Sache waren und gleich, ob man die Ergebnisse nun euphorisch oder realistisch betrachtet – man kann eigentlich nur ein Fazit ziehen: Weiter so!“
 
Folgende Projekte wurden mit Hauptpreisen ausgezeichnet:
Der 1. Preis über 700 Euro ging an 10 Schülerinnen und Schüler der Buchdruck-AG an der Silcherschule in Fellbach, einer Grundschule. Unter der sachkundigen Anleitung von Traudl und Helmut Maile ist ihnen mit ihrem Büchlein mit dem vorwitzigen Titel „Mir druggad sogar schwäbisch“ ein Kleinod gelungen, das eigentlich nicht in eine Buchdruck-AG, sondern in einen Verlag gehört. Die Kinder waren von Anfang bis Ende in das Projekt eingebunden, sie wurden altersgemäß beschäftigt und das Projekt wurde in einer für sie überschaubaren Zeitspanne durchgezogen. Dafür an dieser Stelle auch ein großes Lob für die sorgfältige Betreuung der AG. Jedes Kind durfte sich individuell und „naseweis“ mit einem Thema aus seiner Heimat auseinandersetzen, konnte dazu „wunderfitzig“ einen Text und ein Bild gestalten und am Schluss hat sich alles wie von Zauberhand zu einem Ganzen zusammengefügt.
 
Beachtenswerte Hörspielproduktion
Ein 2. Preis in Höhe von 300 Euro wurde nach Stuttgart an die Uhlandschule für die Hörspielproduktion „Schwäbisch im Brennpunkt oder Falscher Verdacht“ vergeben. Bei diesem Projekt war besonders auffallend, wie viele Kinder mit einem Migrationshintergrund in die Beschäftigung mit der schwäbischen Mundart einbezogen wurden und nicht nur Spaß daran hatten, sondern auch ein Verständnis dafür entwickelten. Die 12 Schüler einer Projektgruppe der Hauptschulklassen 5-7 erfanden eine Handlung, schrieben das Drehbuch und nahmen in einer immensen Fleißproduktion (sogar in den Ferien) die Aufnahme und das Schneiden der Produktion vor. Schüler und Lehrer haben hier ein Projekt von Anfang bis Ende gemeinsam entwickelt, durchgezogen und vollendet.
 

Zeitschrift aus Baiersbronn
Ebenfalls ein 2. Preis mit 300 Euro ging an die Klasse 7b der Johannes-Gaiser-Realschule Baiersbronn, die eine Zeitschrift über ihre Heimat herausgegeben hat. Die Idee war das eine, aber da galt es zu recherchieren, zu texten, Sponsoren zu finden und…und…und. Ein ganzer Berg von Schwierigkeiten türmte sich vor der Klasse auf und musste mühsam, Schritt für Schritt, abgetragen werden. Und es gelang! Schließlich hielten sie mit ihrer Zeitschrift „Do sen ma d’hoim“ ein blitzsauberes Ergebnis in den Händen.

Alemannische Fabeln 
Einen weiteren 2. Preis in Höhe von 300 Euro erreichte die Klasse 6c der Montfort-Realschule in Zell im Wiesental. Mit ihren „Ding-Fable uff alemannisch“ bewiesen die Schülerinnen, Schüler und ihre Lehrerin, wie kunstvoll man mit dem Thema Fabeln und seinem Dialekt umgehen kann. Bei diesen Texten kann man förmlich sehen, hören, riechen fühlen, schmecken, welch ein Geschenk die Mundart ist. Unser Glückwunsch geht an die Klasse 6c!

Sonderpreise nach Friesenheim, Wendelsheim und Villingen-Schwenningen
Wegen herausragender Leistungen auf den Gebieten Literatur, Musik und Landeskunde hat die Jury beschlossen, dieses Mal drei Sonderpreise in Höhe von jeweils 300 Euro zu vergeben.

18 Schüler der Musikklasse R 9 der Haupt- und Realschule Friesenheim haben eine CD produziert mit dem „Hauptsach-Egal-Blues“. In der Projektbeschreibung der Schüler, die diese sogar in Mundart eingereicht haben (Zitat: „Will de Blues z’meischt mit Probleme z’duen het, hem mer uns mitnander überlegt, dass bi Schüler in unserem Alter eigentlich zwei Sache am meischte Probleme mache: d’Schul und d’Liabi.“) erfährt man, dass eine Redewendung im Nachbarort Orschwier: „Hauptsach: egal“ von den Schülern als gute Einstellung gegenüber Problemen gewertet wurde und somit Pate für das Projekt des Dialekt-Blues stand. Absolut hörenswert!

Der Sonderpreis für Landeskunde ging an die Multi-Media-AG der Grundschule Wendelsheim bei Rottenburg, bestehend aus 24 Schülern der Klassen 2–4, für ihre multimediale Lern-CD „Rottenburger Dorfspiele“. Unter der fordernden und fördernden Hand der Lehrerin sind die Kinder altersgemäß eingebunden worden und erledigten ihre jeweiligen Aufgabenbereiche, die schließlich zu einem gemeinsamen Ganzen zusammengeführt werden. Das Projekt wurde begleitet von den Ortsvorstehern, von Ortsansässigen und von Handel und Gewerbe. Entstanden ist dabei eine Lern-CD für Jung und Alt, die vergnüglich und unterhaltsam ein Stück gelebte Heimatkunde darstellt. Absolut sehenswert!

Der Sonderpreis für Literatur wurde dem Gymnasium Hoptbühl in Villingen-Schwenningen zugesprochen, und zwar fünf Teilnehmern einer Literaturwerkstatt. Das Projekt hatte den Namen: „Begegnungen“ Mundart … und andere Sprachen. Die Teilnehmer an der Werkstatt bekamen Vorgaben und Handlungsanweisungen durch den Lehrer, mit deren Hilfe sie fähig waren, auf eigenen Füßen zu stehen und eigene Texte in Mundart zu verfassen, die auf einem hohen literarischen Niveau stehen. Die Handlungen mit einem lokalen Bezug sind trefflich ausgedacht und literarisch gut umgesetzt, ohne groß nach Effekten zu haschen oder einen unumstößlichen Standpunkt zu zementieren. Die Idee der Auseinandersetzung des Konflikts zwischen Mundart und anderen Sprachen wurde konsequent umgesetzt. Die Beiträge werten nicht, aber sie machen nachdenklich. Absolut lesenswert!

Anerkennungspreise
Fünf Schulklassen erhielten Anerkennungspreise in Höhe von jeweils 100 Euro, so die Klasse 8e der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach für einen wunderschönen Jahreskalender 2012 mit eigenen Scherenschnitten und Texten. Ebenso die Klasse 5a der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach, wo in einer Gemeinschaftsarbeit das farbenprächtige Buch „Die wunderbare Märchenwelt“ entstand.
Ein weiterer Anerkennungspreis ging an die Grundschule Wiechs bei Schopfheim, deren Klasse 2 eine Sammlung und Zusammenstellung von alemannischen Kinder- und Abzählreimen vorlegte.
Eine Anerkennung hat sich unbedingt auch die Klasse 5a der Schlossgartenschule Berghausen in Pfinztal verdient. Sie hat sich vier Monate lang unter Beteiligung des Mundartautors Wolfgang Müller intensiv mit seinen Texten und der Mundart beschäftigt und hat vor allem das Stück „Em Babbe sein Schlabbe“ öffentlich aufgeführt, aufgezeichnet vom Sender SWR 4 und einem regionalen Fernsehsender. Der letzte Anerkennungspreis ging nach Bretten an das Melanchthon-Gymnasium, und zwar an die Klasse 9c für die Videoproduktion „Abwarten und Tee trinken“.

Jury: Hanno Kluge (Juryvorsitzender), Johannes Kaiser, Werner Puschner, Klaus-Dieter Reichert, Dr. Wolfgang Wulz und Wendelinus Wurth

Bericht über den Wettbewerb 2008 mit Preisverleihung durch Bildungsminister Rau in den St. Ursula-Schulen in Villingen: hier lesen